Hanf

Hanf
Hanf [hanf], der; -[e]s:
hochwachsende, krautige Pflanze, deren Stängel Fasern enthalten, aus denen Seile o. Ä. hergestellt werden, und aus deren Blättern und Blüten Haschisch und Marihuana gewonnen werden:
Hanf anbauen.

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Hạnf 〈m. 1; unz.; Bot.〉 einjährige, krautige Pflanze aus der Familie der Hanfgewächse (Cannabinaceae), die 2-3 m hoch werden kann, liefert Fasern für Seilerwaren u. gröberes Geflecht: Canabis sativa ● \Hanf brechen, hecheln, raufen, rösten, schwingen, spinnen [<ahd. hanaf, engl. hemp <germ. *hanapa- <idg. *kanab-]

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Hạnf , der; -[e]s [mhd. han(e)f, ahd. hanaf, aus einer ost- od. südosteuropäischen Spr.]:
1. hochwachsende, krautige Pflanze, deren Stängel Fasern enthalten, aus denen Seile u. a. hergestellt werden, deren Samen ölhaltig sind u. aus deren Blättern, Blüten, Blütenständen Haschisch u. Marihuana gewonnen werden:
H. anbauen, ernten, hecheln, rösten, schwingen, darren;
[wie der Vogel] im H. sitzen (veraltend; es gut haben; weil es im Hanffeld viel Futter für den Vogel gibt).
2. aus den Stängeln der Hanfpflanze gewonnene Faser:
H. ist eine sehr vielseitig verwendbare Naturfaser;
H. spinnen;
Seil, Netz aus H.
3. Samen der Hanfpflanze:
die Vögel mit H. füttern.

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Hanf,
 
Cạnnabis, Gattung der Hanfgewächse mit der einzigen Art Gewöhnlicher Hanf (Cannabis sativa). Beheimatet ist der Hanf in Indien, in Iran und Afghanistan. Die bis 3,5 m hohen einjährigen Pflanzen sind zweihäusig und besitzen handförmig gefiederte Blätter. Bei den weiblichen Blütenständen sitzen v. a. an den Tragblättern der Blüten Drüsen, die ein Harz ausscheiden, das gesammelt und als Haschisch gehandelt wird. Die harzverklebten, getrockneten Pflanzenteile (v. a. die Blütenstände) ergeben Marihuana. Eine aus Asien stammende Kulturform des Gewöhnlichen Hanfs ist der Faserhanf (Kulturhanf, Cannabis sativa ssp. sativa), angebaut in Asien, Europa, Nordafrika, Nordamerika, Chile und Australien. Er wird bei weitem Pflanzenabstand bis 3 m hoch und grobfaserig (Riesenhanf, Schließhanf, Seilerhanf), bei dichter Aussaat niedrig und feinfaserig (Spinnhanf).
 
Die Stängelfaser (Bastfaser, Weichhanf) des Hanfs dient zur Herstellung von Nähgarnen (Hanfgarn), Bindfäden, Schnüren und Seilen sowie von Segeltuch, Gurten, Matten und Teppichen und auch von Textilien (z. B. Hanfjeans). Sie besteht aus zu Bündeln vereinigten Einzelfasern. Fasern aus männlichen und weiblichen Pflanzen unterscheiden sich voneinander durch ihre Feinheit. Die Fasern werden durch Schwingen und Hecheln ähnlich wie die Flachsfasern gewonnen. Auch das Hanfgarnspinnverfahren entspricht im Wesentlichen dem Verfahren der Flachsspinnerei. Die Hanffaser ist weißlich, silber- oder perlgrau, grünlich oder gelblich; je heller, umso besser die Fasereigenschaften. Die Hanfsamen (nüsschenartige Früchte) liefern ein grünliches Öl, das u. a. zur Seifenherstellung verwendet wird; daneben werden sie auch als Vogelfutter angeboten.
 
Nachdem der landwirtschaftliche Anbau von Hanf 1971 in der DDR aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt und in der Bundesrepublik Deutschland aus betäubungsmittelrechtlichen Gründen verboten wurde, ist er seit 1996 in Deutschland wieder erlaubt. Die jetzt zugelassenen Hanfsorten dürfen allerdings nur einen geringen Gehalt des Rauschgiftes Tetrahydrocannabinol (THC) haben. Bereits seit 1993 wird unter ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten die Verwendung von Hanf als Biorohstoff diskutiert, so als Celluloselieferant für die Papierherstellung, als Textilrohstoff, als Öllieferant, als Grundstoff für die Bauindustrie. 1994 wurde das erste deutsche Hanfmuseum in Berlin eröffnet und 1995 das erste deutsche »HanfHaus« ebenfalls in Berlin, gefolgt von »HanfHäusern« in anderen Städten Deutschlands, die sich der Geschichte des Faserhanfs und dem Verkauf von Hanfprodukten (keine Rauschsubstanzen) widmen.
 
 
Der Verbrauch von Hanf sank nach 1945 v. a. in Westeuropa stark, weil synthetische Fasern und Flachs den teureren Hanf verdrängten. Die Weltproduktion von Hanf ist von jahresdurchschnittlich rd. 242 000 t (1979/81) über 122 000 t (1991) auf 71 412 t (1999) zurückgegangen. Haupterzeuger sind Indien, China und die südlichen GUS-Republiken.
 
 
Hanf war bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. in China bekannt, in Indien wurde er erstmals im 9. Jahrhundert v. Chr. angebaut. Die Skythen gewannen aus den Samen Öl und Rauschmittel, die Thraker webten aus den Fasern Kleider (Herodot). Die Griechen lernten Hanf erst nach dem 5. Jahrhundert v. Chr., wohl von nördlichen Balkanstämmen, kennen und gaben ihn unter dem Namen »kannabis« an die Römer weiter. Spätestens im 5. Jahrhundert v. Chr. war Hanf den Germanen, im 3. Jahrhundert v. Chr. auch den Galliern im Rhônetal bekannt. Von dort ließ Hieron II. von Syrakus Hanf für Schiffstaue kommen. Bei den Franken war der Hanfanbau ohne besondere Bedeutung. Doch wurde Hanf bereits zur Karolingerzeit angebaut und auch im späteren Mittelalter (z. B. bei Hildegard von Bingen) häufig erwähnt. Anfang des 12. Jahrhunderts kannten ihn auch die Slawen in Pommern. Die betäubende Wirkung des Hanfs wurde im Abendland durch die arabische Medizin bekannt.
 
 
C. Rätsch: H. als Heilmittel. Eine ethnomedizin. Bestandsaufnahme (Solothurn 1992);
 H.-G. Behr: Von H. ist die Rede. Kultur u. Politik einer Droge (Neuausg. 31995);
 
Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze H., Cannabis Marihuana, hg. v. M. Bröckers (341995).
 

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Hạnf, der; -[e]s [mhd. han(e)f, ahd. hanaf, aus einer ost- od. südosteuropäischen Spr.]: 1. hoch wachsende, krautige Pflanze, deren Stängel Fasern enthalten, aus denen Seile u. a. hergestellt werden, deren Samen ölhaltig sind u. aus deren Blättern, Blüten, Blütenständen Haschisch und Marihuana gewonnen wird: H. anbauen, ernten, hecheln, rösten, schwingen, darren; *[wie der Vogel] im H. sitzen (veraltend; es gut haben; weil es im Hanffeld viel Futter für den Vogel gibt). 2. aus den Stängeln der Hanfpflanze gewonnene Faser: H. ist eine sehr vielseitig verwendbare Naturfaser; H. spinnen; Seil, Netz aus H.; und dann gibt es ... Hanfjeans und überhaupt sehr viel aus H., dem Stoff der Zukunft (Zeit 15. 9. 95, 85). 3. Samen der Hanfpflanze: die Vögel mit H. füttern.

Universal-Lexikon. 2012.

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